„Jugend debattiert“

Der Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“ fand am Mittwoch, dem 22. Februar in Finowfurt statt. Auf dem Foto von der Siegerehrung der Altersgruppe 8. und 9. Klasse v.l.n.r.: Sebastian Seidel (Regionalkoordinator), Stina K., Hennes E., Lorelei Sch., Contstantin H., Bastian Maschmeier (Schulkoordinator) und Susanne Heppel (Landesbeauftragte für Jugend debattiert in Brandenburg).

Marit und Constantin sind dafür. Marlene und Stina sind dagegen. Sie sitzen im Raum 210 der Schule Finowfurt und debattieren die Frage, ob auf öffentlichen Grünflächen künftig Obst und Gemüse zum Selberpflücken angebaut werden soll. Marit, die den Schulwettbewerb in Finowfurt gewonnen hat, könnte auch dagegen sein. Positionen sind Losentscheide bei „Jugend debattiert“ – die Jugendlichen müssen immer beide Positionen vertreten können. Zwei der vier Debattierenden hier werden das so gut machen, dass sie am frühen Nachmittag in der Aula im Finale stehen. Stina sagt: „Ihr habt viele Vorteile genannt, aber noch keinen Grund.“

Sieben Schulen aus dem nördlichen Brandenburg waren am Mittwoch zu Gast in der Schule Finowfurt. Aus Prenzlau und Neuruppin, aus Glienicke und Hohen Neuendorf, aus Birkenwerder und aus Oranienburg (von zwei Schulen) waren über 60 Jugendliche mit ihren Lehrkräften angereist, um im Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“ den Sieg zu erstreiten.

Im Raum 210 diskutiert jetzt die Jury. Auf dem Schulflur davor stehen die vier Neuntklässler und warten auf das Feedback. Marlene, die Vorjahresfinalistin, ist nicht zufrieden. „Zufrieden bin ich, wenn gewonnen habe“, sagt sie. Die Voraussetzungen der Teilnehmer sind sehr verschieden. Einige haben sich in Workshops vorbereitet, andere in Arbeitsgemeinschaften oder regulär im Unterricht. Constantin hat nichts von dem. Die Jury lobt ihn trotzdem. Reicht das zum Finale?

Nach den Schulwettbewerben ist der Regionalwettbewerb die zweite Runde, von der aus es zum Landeswettbewerb nach Potsdam geht. In zwei Altersgruppen (8. und 9. Klassen, Klassen 11 und 12) stritten in Finowfurt je vier Teilnehmer in acht Debatten. Dreiköpfige Jurys aus Lehrkräften und Jugendlichen bewerteten die Debattanten und schickten die vier Punktbesten jeder Altersgruppe ins Finale.

Die zweite Runde: Soll jede weiterführende Schule eine Schülerzeitung haben? Hennes und Yara sind per Los dafür, dagegen müssen Marit und Lorelei argumentieren. Lorelei fragt: „Schülerzeitung, ernsthaft – im Zeitalter von Social Media?“ Im Raum nebenan hatte die Pro-Seite den Vorschlag gleich als Online-Projekt ausgeflaggt. Das haben Yara und Hennes verpasst. Ein Königreich jetzt für ein Argument. Auf dem Flur wird Lorelei zu ihrer Position Contra 2 sagen: „Da bist du ganz am Ende dran und keiner will dich mehr hören.“ In diesem Moment sind alle wach.

Mittag bei Jugend debattiert. Exquisite Brötchen an Apfelschorle. Mit Schwein und ohne Schwein, aber wer hat das Glück, ins Finale zu kommen? Marit, die einzige Teilnehmerin aus Finowfurt, steht beim ihrem Lehrer und JD-Coach Karl Schneider. „Du kannst stolz auf dich sein“, sagt er und beide nicken und fühlen den olympischen Gedanken.

13 Uhr, Finale. Lorelei auf Pro 1 und Hennes auf Pro 2. Ihnen gegenüber stehen Constantin als Contra 1 und Stina als Contra 2. Finale ist super, aber Siegen ist superer. Sollen für private Haushalte Grenzen für den Wasserverbrauch festgelegt werden? Regionalkoordinator Sebastian Seidel findet die Frage aktuell und in Brandenburg besonders. Die vier Neuntklässler stehen auf der Bühne an zwei Stehtischen und vor über 80 Menschen in der Aula im Rampenlicht.

Für die Schule Finowfurt war es der erste Regionalwettbwerb; Schulkoordinator Bastian Maschmeier bedankt sich bei seiner 9c, die hinter den exquisiten Brötchen stand und auch sonst die helfenden Hände zu der Veranstaltung lieh.

Und die vier Jugendlichen auf der Bühne, wie danach ihre Mitschüler aus den 11. und 12. Klassen, sie debattieren: kontrovers, aber fair, scharf gedacht und klar formuliert. Wer dachte, die Jugend netflixt nur, die Jugend chillt und cornert bloß, der erlebt hier zweimal das Wunder einer gelingenden Debatte. „Viel Spaß in Potsdam“, sagt Hennes danach zu Constantin und Lorelei, Ghettofaust und alles Gute.